San Costanzo, Sant’Ercolano, San Mauro, San Pietro Vincioli, Santa Scolastica
Museumskomplex San Pietro

Pietro Vannucci, genannt Perugino
Tempera auf Holz
1495-1500
Im Jahr 1495 erhielt Pietro Vannucci, inzwischen auf dem Höhepunkt seiner künstlerischen Laufbahn, von den Benediktinern in Perugia einen wichtigen Auftrag: die große Altartafel, die der Ascensione di Cristo (Himmelfahrt Christi) gewidmet ist. Wir kennen die ursprüngliche Struktur des Polyptychons nicht, auch wenn Gelehrte (allen voran Walter Bombe) hypothetische Rekonstruktionen versucht haben. Der architektonische Rahmen des Polyptychons war fast ein Jahrzehnt zuvor von Giovanni di Domenico da Verona vorbereitet worden und sollte neben der Mitteltafel mit der Ascensione e i dodici apostoli (Die Himmelfahrt und die zwölf Apostel) und einer Lünette mit Eterno tra angeli (Der Ewige unter den Engeln, Lyon, Musée des Beaux-Arts) zwei Rondellen mit den Propheten Geremia e Isaia (Jeremia und Jesaja, Nantes, Musée des Beaux-Arts) enthalten; für die Predella waren die Szenen Adorazione dei Magi (Die Anbetung der Heiligen Drei Könige), Battesimo di Cristo (Die Taufe Christi), Resurrezione (Die Auferstehung, Rouen, Musée des Beaux-Arts) vorgesehen.
Abwechselnd sollten Episoden aus dem Leben Christi und die Brustbilder von acht kleinen Heiligenfiguren abgebildet werden. Das kostbare Werk im Wert von fünfhundert Golddukaten wurde 1500 fertiggestellt, erfuhr aber schon Ende des Jahrhunderts eine erste Manipulation durch Renovierungsarbeiten an der Kirche, als der Chor und der Hochaltar weiter nach rückwärts versetzt wurden. Ende des achtzehnten Jahrhunderts wurde das Polyptychon von den Franzosen beschlagnahmt.
Zum Glück ging nicht alles nach Paris. Unter den Werken, die an Ort und Stelle verblieben (und die heute in der Sakristei der Kirche aufbewahrt werden), befinden sich die Brustbilder von fünf Heiligen: San Constanzo (hl. Constantius), Schutzpatron der Stadt, Sant‘Ercolano (hl. Herculanus), defensor civitatis, der seine erste Bestattung in der Basilika San Pietro erhielt, San Mauro (hl. Maurus), einer der ersten Anhänger des heiligen Benedikt, San Pietro Vincioli (hl. Peter Vincioli), erster Abt von San Pietro, sowie Santa Scolastica (hl. Scholastika), Begründerin der benediktinischen Frauengemeinschaft und Schwester des heiligen Benedikt. Zu diesen fünf Gemälden kommen noch drei hinzu, die sich heute in der Vatikanischen Pinakothek befinden: Die Abbildungen von San Benedetto, San Placido und Santa Giustina (hl. Benedikt, hl. Placidus und hl. Justina) hatten mit dem Rest des Polyptychons ihren Weg nach Frankreich genommen. 1815 wurden sie von Antonio Canova auf seiner Rückkehr nach Italien mitgebracht und vom Papst einbehalten.