Madonna mit Kind
Kapelle des hl. Severin

Leonardo del Tasso und Werkstatt (vermutlich)
Mehrfarbige Terrakotta
Spätes 15. und frühes 16. Jahrhundert
Vor allem in seinem unteren Register gehört das Fresko zur Ikonographie der “Heiligen Unterhaltung”: Die Szene zeigt eine thronende Muttergottes mit Kind, die von Heiligen umgeben ist. Die Besonderheit dieses Werkes besteht darin, dass die Madonna nicht gemalt, sondern gemeißelt ist. Der Schöpfer der polychromen Terrakotta-Skulptur war wahrscheinlich Leonardo del Tasso, der einer Familie toskanischer Bildhauer, Schnitzer und Architekten angehörte, die gegen Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhundert in Mittelitalien sehr rege waren. Insbesonders war Leonardo del Tasso auch ein Gehilfe des Bildhauers Benedetto da Maiano, dessen Werkstatt er 1497 erbte.
Die Madonna con il Bambino entstammt der Tradition der gemeißelten Darstellung einer lieblichen Gottesmutter, die mit Donatello ihren Anfang nahm, dessen von Grazie und Sensibilität geprägter Stil zuerst von Desiderio da Settignano, dann von den Brüdern Rossellino, von Benedetto da Maiano und schließlich von Leonardo del Tasso nachgeahmt wurde. Auch Domenico del Tasso, ein Verwandter Leonardos, war ab 1490/91 mindestens sieben Jahre lang in Perugia tätig, und zwar als Holzschnitzer. Da schuf er bedeutende Werke wie den hölzernen Chor der Kathedrale San Lorenzo und die Einrichtungsgegenstände im Audienzsaal des Nobile Collegio del Cambio.