Dreifaltigkeit und benediktinische und kamaldulensische Heilige
Kapelle des hl. Severin

Raffaello Sanzio
Fresko
ca. 1505-1508
Der obere Teil des Freskos in der Kapelle San Severo wurde zwischen 1505 und 1508 von Raffael vollendet. Das Werk wurde dem jungen Mann aus Urbino von den beiden Kommendataräbten des Klosters San Severo in Auftrag gegeben: Troilo Baglioni, dem ehemaligen Bischof von Perugia, und Kardinal Gabriele de' Gabrielli, Bischof von Urbino. Die besondere Komposition des Werkes mit den Wolkenstühlen, auf denen die Heiligen sitzen, nimmt ein ähnliches Motiv vorweg, das Raffael bei dem zwischen 1509 und 1510 in den vatikanischen Gemächern geschaffenen Fresko Disputa del Sacramento (Die Disputation über das Altarsakrament) darstellen sollte. In der Mitte der Szene thront der in Purpur gekleidete, segnende Jesus; darüber schwebt die Taube des Heiligen Geistes, ebenfalls ein Symbol des Kamaldulenserordens, und ganz oben wird die Dreifaltigkeit von Gott Vater vervollständigt, der nur noch an dem aufgeschlagenen Buch, das er in der Hand hält, zu erkennen ist, dessen Seiten die Buchstaben Alpha und Omega, die Symbole für den Anfang und das Ende, aufweisen.
Um die drei Protagonisten herum sieht man zwei Engel, die sehr stark an den Stil von Perugino und Pinturicchio erinnern, und zwei ziemlich beschädigte Cherubim: Einer ist dem Betrachter zugewandt, der andere kehrt ihm den Rücken zu. Unterhalb der Dreifaltigkeit befinden sich rechts die benediktinischen Heiligen: der heilige Benedikt, der Ordensgründer, der junge heilige Maurus und der heilige Placidus; links drei kamaldulensische Heilige: der Gründer, der heilige Romuald, alt und bärtig wie der heilige Benedikt, der heilige Benedikt von Benevent mit dem den heiligen Märtyrern vorbehaltenen Palmzweig, sowie der heilige Johannes von Genua als kamaldulensischer Abt.
Die Entscheidung, Heilige darzustellen, die diesen beiden Orden angehörten, war dadurch begründet, dass die Kamaldulenser, die Eigentümer der Kirche und des Klosters waren, nach der Benediktinerregel lebten. Der vollständige Name des Ordens lautet nämlich Kamaldulenser-Kongregation des Benediktinerordens. Ende 1508 wurde Raffael von Papst Julius II. nach Rom berufen und angesichts des großen Erfolgs, den er in der Hauptstadt erzielte, und der großen Zahl von Aufträgen kehrte der Künstler trotz mehrmaliger Bitten der Mönche nie mehr in das Kloster San Severo zurück, um sein Fresko zu vollenden.