Jüngstes Gericht

Templerkomplex von San Bevignate

Werkstätte in Perugia
Fresko
1260-1270 

Die rechte Wand der Apsis der Kirche San Bevignate hebt sich durch das Vorhandensein eines monumentalen Jüngsten Gerichts hervor, das (wie die anderen Fresken im apsidalen Bereich, des Bogens, des oberen Teils der Wände und der Gegenfassade) einer zwischen 1260 und 1270 aktiven ansässigen Werkstätte zugeschrieben wird. Traditionell war der Teil der Kirchen, der der Darstellung des Jüngsten Gerichts gewidmet war, die Gegenfassade, ein Bereich, der aber in San Bevignate von Fresken zu einem Templerthema eingenommen wird.

Dies ist nicht die einzige Besonderheit des Freskos, das sich sowohl in kompositorischer als auch stilistischer Hinsicht an den Miniaturen der Bibel von Todi inspiriert (eine Atlantikbibel aus dem 11. Jahrhundert, die aus der Kathedrale San Fortunato stammt und heute in der Vatikanischen Bibliothek aufbewahrt wird). Im unteren Teil der Arrangements befindet sich eine Prozession von Geiβlern, angeführt von dem, den man mit aller Wahrscheinlichkeit  für Raniero Fasani hält, dem Förderer der Bußbewegung der Geiβler aus Perugia, (während der Karwoche von 1260), die sich kurz danach auf den Rest der Halbinsel ausbreitete.

In der Lezenda de fra Rainero Faxano, einem hagiographischen Text aus dem 14. Jahrhundert, ist ein Detail überliefert, das mit den Anfängen der Geiβler zusammenhängt: San Bevignate soll Fasani im Traum erschienen sein und soll ihn aufgefordert haben , seine bis dahin privat durchgeführten Bußübungen, öffentlich zu zeigen. Ein weiterer interessanter Aspekt in dem Band, das sich  unmittelbar über dem der Flagellanten befindet, ist die  Präsenz der Verdammten und der Seligen, die aus den Gräbern auferstehen: die Figuren der Seligen kommen mühelos und schon in Tuniken gekleidet heraus, um sich dem Gericht des thronenden Christus zu unterwerfen, der die Inszenierung dominiert, während ,die Verdammten, nackt und sich  windend, unfähig sind, sich seinem Blick zu stellen.
 

Galleriemuseum

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