Die Grablegung Christi, Kopie von Raffaels Grablegung Baglioni
Museumskomplex San Pietro

Giovan Battista Salvi, genannt Sassoferrato
Öl auf Leinwand
1639
Dank einer kürzlich erfolgten Restaurierung konnte auf dem Saum des Gewandes von Nikodemus (der Figur, die Christus von hinten hält) die Jahreszahl MDCXXXIX entziffert werden, die es ermöglicht, eines der wichtigsten von Sassoferrato in Perugia realisierten Werke endlich zeitlich einzuordnen. Die Leinwand ist die Kopie eines berühmten Altarbildes von Raffael, das Atalanta Baglioni am Tag nach dem Tod seines Sohnes Grifonetto (1507) für die Kirche San Francesco al Prato in Auftrag gab. Das Original von Raffael, das Kardinal Scipione Borghese für sich beanspruchte, wurde 1608 nach Rom überführt.
Diese Aneignung wurde von der Stadt als ein unwiederbringlicher Verlust empfunden, so dass Paul V. Borghese (Scipiones Onkel) im Jahr 1609 bei Cavalier d'Arpino eine Nachbildung in Auftrag gab, die in San Francesco al Prato aufgehängt werden sollte. Das Wirken Sassoferratos in Rom ist schon ab 1629, als er dort bei Domenichino Aufnahme fand, umfassend dokumentiert. Ende der vierziger Jahre zog er endgültig nach Rom und blieb dort bis zu seinem Tod. In der Ewigen Stadt war er es ihm möglich, die Werke Raffaels zu studieren und seine Kunst an wiederentdeckten gegenständlichen Quellen des frühen 16. Jahrhunderts auszurichten.
Von ihm stammen auch die Abbildungen auf Holz von Fede (Glaube) und Speranza (Hoffnung): Sie sind in der Galleria Tesori d’Arte (Gallerie für Kunstschätze) der Fondazione per l’Istruzione Agraria (Stiftung für landwirtschaftliche Ausbildung) aufbewahrt und sind getreue (aber größere) Reproduktionen zweier der drei theologischen Tugenden, die Raffael auf der Predella der Baglioni-Grablegung dargestellt hat.