Chor
Museumskomplex San Pietro

Bernardino Antonibi; Stefano da Bergamo und Fr. Damiano da Bergamo
geschnitztes und intarsiertes Holz
1526; 1533-1535
Der Chor stellt den Dreh- und Angelpunkt des geistlichen Lebens der klösterlichen Gemeinschaft dar und nimmt den gesamten apsidalen Bereich ein. Ursprünglich sollte er jedoch entlang des Kirchenschiffs liegen und von einer mit Malereien geschmückten Wandstruktur umgeben sein, die 1591 abgerissen und der Chor an seinen heutigen Standort zurückverlegt wurde. Das grandiose Holzwerk wurde 1526 Bernardino Antonibi in Auftrag gegeben, der wenige Monate später starb, weshalb die Arbeit erst 1533 von Stefano da Bergamo wieder aufgenommen wurde, der die Arbeit 1535 mit Hilfe einiger toskanischer Schnitzer beendete.
Die Tür am Ende des Chors (1536) mit den Episoden der Verkündigung, der Kindheit von Moses, des Martyriums von Petrus und Paulus und der Navicella ist dem Mönch Damiano da Bergamo zu verdanken. Die Tür des Chores führt auf dem kleinen Balkon hinter dem Altar, der einen herrlichen Blick über das gesamte umbrische Tal in Richtung Subasio bietet; auf der linken Seite stehen die Unterschrift und das Datum des Dichters Giosuè Carducci, der sich 1871 in Perugia aufhielt.
Der Chor, der in einer doppelten Sitzreihe angeordnet ist (vierzig in der oberen Hälfte und achtundzwanzig in der unteren), präsentiert einen komplexen ikonographischen Ablauf, der auf Episoden aus dem Alten und Neuen Testament basiert ist; dieser Ablauf sollte wichtige theologische Botschaften auf klare und didaktische Weise vermitteln. Der Reichtum der Ornamentalmotive in antikem Stil (Girlanden, Masken, Adler, Füllhörner und Grotesken), fein geschnitzt, führte zu der Hypothese einer starken raffaelischen Inspiration: der römische Hof der Farnesina war in der Tat eine unerschöpfliche Quelle dekorativer Modelle, die größtenteils von Giovanni da Udine geprägt und durch Zeichnungen und Stiche verbreitet wurden. In der Mitte des Chores befindet sich das Rednerpult, auf dem die prächtigen illustrierten Chorbücher platziert wurden, von denen viele im Historischen Archiv von San Pietro aufbewahrt werden.